Die kubanische Hauptstadt Havanna übt nach wie vor einen ganz besonderen Reiz auf Fotografen, Journalisten und Reisenden aus aller Welt aus. In Europa hat die große Resonanz auf den Film „Buena Vista Social Club“ von Wim Wenders und die damit verbundene Verbreitung der Kubanischen Musik in den letzten Jahren dazu erheblich beigetragen. Sicherlich fällt dem Havannabesucher zunächst der Charme der morbiden Häuser in der Altstadt ins Auge und wenn dann die chromblitzenden Chevrolet, Ford, Buick und Chrysler aus den 50er Jahren am Malecon vorbeifahren, wird das oberflächliche Klischee nahezu vollständig bedient. Aber beim genauen Hinhören stellt man fest, daß der sonore Klang der Achtzylinder bei den alten Straßenkreuzern schon längst durch Dieselmotoren ersetzt wurde und viele Fahrzeuge eine entsprechende Patina angesetzt haben. Vieles von dem, was auf den ersten Blick ins Auge fällt, erhält bei näherer Betrachtung eine gänzlich andere Bedeutung. Als Deutsche haben wir unsere eigenen Erfahrungen mit dem „real existierenden Sozialismus“ vor der Haustür im Reisegepäck, die unsere Wahrnehmungen zunächst prägen. Aber der Vergleich zwischen der DDR und dem heutigen Kuba geht nicht auf. Sicherlich, es gibt Ähnlichkeiten, aber Ähnliches ist nicht dasselbe. So scheint die Vorliebe zu prunkvollen Uniformen, die an die KuK-Zeit erinnern laßen, auch in Kuba vorhanden zu sein. Anders läßt es sich wohl kaum erklären, daß die Polizisten der Motorradeskorten für Staatsbesucher Sporen an ihren Stiefeln tragen. Die oberflächlich würdevolle wirkende Erscheinung dieser Staatsrepräsentanten wird relativiert, wenn sie sich im Schatten des öffentlichen Parks von der täglichen Hitze erholen. Unvorstellbar wäre es gewesen, wenn zu DDR-Zeiten in einer Seitenstraße der Prachtmeile „Unter den Linden“ die Hausbewohner ihren Balkon mit dem Schriftzug „Hollywood“ verziert hätten – in Havanna fällt das nicht sonderlich auf. In den Bars hängen Fernsehgeräte, auf denen das TV-Programm aus Florida mit seinen täglichen Seifenopern gezeigt wird. Das Fotobuch von Thomas Drebusch thematisiert das Alltagsleben in der faszinierenden karibischen Metropole Havanna.