bruno paul | schönheit ist freude
Bruno Paul zählt zu den einflussreichen Gestaltern in Deutschland der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zu seinen frühen Betätigungsfeldern gehörten die Illustrationen für die Zeitschrift „Jugend“ und die Karikaturen für den „Simplicissimus“. Während des ersten Weltkriegs gab er die Zeitschrift „Wieland“ heraus.
Ende der 1890er Jahre begann er mit der Gestaltung von kunsthandwerklichen Gegenständen und dem Entwurf von Möbeln sowie kompletten Inneneinrichtungen. Kurz nach Gründung der „Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk“ in München wurden seine ersten Möbel dort produziert. Es folgten Entwürfe für Inneneinrichtungen von Wohnhäusern sowie von Reiseschiffen. Für diese Arbeiten erhielt er zahlreiche Preise und machte auf sich bei den Entscheidungsträgern für Kunst und Kultur in der Reichshauptstadt Berlin aufmerksam. Wilhelm von Bode schlug Kaiser Wilhelm II für den vakanten Posten des Direktors der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin Bruno Paul vor. Trotz der ihm bekannten kaiserkritischen Karikaturen im „Simplicissimus“ von Bruno Paul, berief Kaiser Wilhelm II ihn zum Januar 1907 auf diesen Posten. Im selben Jahr war Bruno Paul Gründungsmitglied des Deutschen Werkbunds. Von 1924 bis 1932 war er Direktor der Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin, in welche die Unterrichtsanstalt am Kunstgewerbemuseum und die Hochschule für Bildende Künste mit einem erweiterten Bildungskonzept zusammengeführt wurden.
Auf der Bayerischen Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung 1906 wurde sein erster architektonischer Entwurf, das „Weinhaus“, realisiert. In Berlin folgte dann 1907 das Haus Schuppmann als erstes Wohnhaus. Schnell entwickelten sich die Ateliers für Architektur in Berlin und Köln von Bruno Paul landesweit zu den gefragten Adressen des gehobenen Bürgertums. Die von ihm und seinen Mitarbeitern in der Folgezeit geplanten Wohnhäuser in Berlin, Duisburg, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Königsberg, Königstein, München, Prag, Soest, Straßburg, Wetzlar und Wiesbaden waren meist als Gesamtkunstwerke angelegt, da auch die Entwürfe für die Inneneinrichtung sowie die Gartengestaltung realisiert wurden. Für Essen, Gelsenkirchen sowie Köln wurden Kaufhäuser entworfen und das erste Verwaltungshochhaus in Berlin, das Kathreiner-Hochhaus, entstand nach Plänen des Berliner Ateliers Bruno Paul. Er gehörte zu den Wegbereitern der modernen Architektur in Deutschland. Namhafte Architekten, wie Adolf Meyer oder Ludwig Mies van der Rohe, die später das Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin prägten, verbrachten ihre „Lehrjahre“ in seinem Büro.
Diese Publikation thematisiert das Werk des Ateliers für Architektur von Bruno Paul und stellt eine Bestandsaufnahme der heute noch erhaltenen Gebäude dar. Einige Gebäude wurden kriegsbedingt zerstört oder noch bis in die 1970er-Jahre abgerissen, einige, wie das Haus Fraenkel in Hamburg oder das Ruderheim am Möhnesee, wurden in den vergangenen Jahren bis zur Unkenntlichkeit verändert. Allerdings sind zahlreiche Häuser gerade aufgrund der Wertschätzung ihrer Eigentümer und den denkmalpflegerischen Bemühungen sehr gut und nahezu im Originalzustand erhalten.
Thomas Drebusch: bruno paul schönheit ist freude, ikonom Verlag, Soest 2019
176 Seiten, 27 × 20 cm, mit zahlreichen farbigen Abbildungen.
ISBN 978-3-9820169-5-5
25,- €
Das Buch kann über den Buchhandel oder direkt über den ikonom Verlag bezogen werden.